YpsoStory

"In Burgdorf wird die weltweit kleinste Insulinpumpe gebaut". Das meldet die Schweizerische Depeschenagentur im Februar 1985. Tatsächlich hat die 1984 gegründete Disetronic AG innerhalb kürzester Zeit geschafft, eine sehr kleine und handliche Insulinpumpe zu entwickeln.

Die kleinste Insulinpumpe der Welt aus Burgdorf
Der MRS-Infusor ist die kleinste Insulinpumpe ihrer Zeit. MRS steht für die Initialen der Entwickler - Peter Michel, Peter Raemy und Heinz Süsstrunk.
Ich war überzeugt, dass bei Infusionspumpen für Menschen mit Diabetes ein grosses Marktpotenzial bestand,

sagt Willy Michel rückblickend. Der Firmengründer war vor seiner Selbständigkeit Geschäftsführer von Nordisk Schweiz und hatte jahrelange Erfahrung im Diabetesgeschäft.

Ich hatte viel gesehen und wusste, wie fehleranfällig und ungesund das selbstständige Spritzen war. Vor allem ältere Leute hatten oft die Dosierung nicht im Griff und für alle war es schwierig, den Blutzucker richtig zu regulieren,

erinnert sich der Unternehmer.

Der MRS-Infusor sorgt in Fachkreisen weltweit für Aufsehen

Rund zehn grosse Firmen aus den USA, England und Deutschland arbeiten in den 1980er Jahren an eigenen Insulinpumpen, allerdings sind die Modelle zu unhandlich, zu gross und zu schwer. Willy Michel und sein Bruder Peter wollen mit ihrem Team ein kleineres Modell als alle anderen entwickeln. Es gelingt ihnen, die Pumpe und das Programmiergerät zu trennen. Das Ergebnis, der MRS-Infusor, ist nur 7,5 cm lang, 5,3 cm breit und 1,8 cm dick – und damit die kleinste Insulinpumpe ihrer Zeit.

Der grösste Wettbewerbsvorteil des MRS-Infusors besteht aber in seiner Programmierbarkeit. Während die gängigen Insulinpumpen kontinuierlich eine gleichbleibende Menge Insulin abgeben, kann beim MRS-Infusor die Dosierung im Tagesverlauf variiert werden.

Das verschafft Disetronic in Fachkreisen rasch weltweite Bekanntheit: So wie die Bauchspeicheldrüse nach einer Mahlzeit mit vielen Kohlenhydraten mehr Insulin abgibt, kann die Ärztin oder der Arzt beim Programmiergerät von Disetronic höhere Ausschüttungen nach den üblichen Essenszeiten programmieren. Darüber hinaus kann der Patient oder die Patientin bei Bedarf eigenhändig per Knopfdruck auf der Pumpe einen zusätzlichen Bolus auslösen.

Vertrag mit Hoechst bringt Durchbruch

1985 werden am Insel-Spital, der Universität Bern und anderen Schweizer Unikliniken erste Insulinpumpen aus Burgdorf zusammen mit Patientinnen und Patienten getestet. Das Pharmaunternehmen Hoechst, damals Nummer drei im weltweiten Insulingeschäft, interessiert sich für die vielversprechenden Geräte und Ende 1986 kommt es zu einem Zusammenarbeitsvertrag zwischen Disetronic und Hoechst Pharma Deutschland. Der MRS-Infusor wird künftig Hoechst-Infusor heissen. Das ist der geschäftliche Durchbruch für Disetronic. Die aufstrebende Burgdorfer Firma erhält nun Zugang zum deutschen Markt und zu weiteren europäischen Ländern.

Dieser Betrag ist Teil unserer "40 Jahre Ypsomed" Jubiläumsserie

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