YpsoStory

Kunststoffe müssen einen tiefen CO2-Wert haben und gleichzeitig qualitativ sehr hochwertig sein. Nadine Kaufmann, Development Engineer Expert Services, arbeitet seit über 16 Jahren bei Ypsomed und verantwortet die verschiedenen Entwicklungsinitiativen mit nachhaltigen Kunststoffen. Im Interview spricht sie darüber, warum Kunststoffe in vielen Fällen die richtige Wahl sind.

Nadine Kaufmann, Manager Expert Services, Specialist Sustainability

Was sind deine Aufgaben bei Ypsomed?

Ich bin zuständig für die Erstellung von Ökobilanzen und für die Auswahl von nachhaltigen Kunststoffen. Ausserdem verantworte ich unsere Ecodesign-Richtlinien für nachhaltige Produktentwicklung und arbeite in weiteren Nachhaltigkeitsprojekten mit.

Kunststoffe geraten im Hinblick auf Nachhaltigkeit vermehrt in die Kritik und der Druck nimmt zu, diese durch alternative Materialien zu ersetzen. Was fasziniert dich an Kunststoffen?

Die Kritik an Kunststoffen kommt vor allem durch die grossen und gut sichtbaren Abfallmengen. Wenn Kunststoffe aber richtig entsorgt, respektive rezykliert werden, sind sie im Vergleich zu anderen Materialien für viele Anwendungen die umweltfreundlichere Alternative. Eine Getränkeverpackung aus PET ist in Bezug auf den gesamten CO2-Fussabdruck, beispielsweise umweltfreundlicher als eine Glasflasche, weil die Glasflasche schwerer ist beim Transport und Glas im Recycling sehr hohe Temperaturen zum Einschmelzen benötigt.

Ein Ersatz durch Papier oder Karton ist in vielen Fällen nicht möglich, weil dann die notwendigen Funktionen der Verpackung nicht mehr gewährleistet wären. Zudem gibt es inzwischen auch Kunststoffe, die nicht mehr aus Erdöl sondern aus erneuerbaren Quellen oder rezyklierten Materialien hergestellt werden und somit nachhaltiger sind.

Warum sind Kunststoffe für die sichere und einfache Selbstbehandlung so wichtig?

Unsere Geräte sollen für Betroffene sicher und einfach zu bedienen, und für das Gesundheitssystem möglichst wirtschaftlich sein. Zum Schutz der Umwelt sollen die Geräte zudem klein und leicht sein, damit sie beim Transport und der gekühlten Lagerung wenig Energie brauchen. Kunststoff ist ein extrem vielseitiges und für die Medizintechnik ideales Material, um die komplexen Bauteile für unsere Geräte kosteneffizient und in hoher Präzision und Qualität herzustellen. Wir könnten unsere Injektionsgeräte ohne Kunststoff gar nicht erst bauen.

Was sind die Anforderungen an Kunststoff?

Die Kunststoffe müssen sich gut verarbeiten lassen und je nach Bauteil spezielle Eigenschaften mitbringen, z.B. eine gute Reibfähigkeit, hohe Steifigkeit, Schlagzähigkeit oder gute Bedruckbarkeit aufweisen. Die Kunststoffe müssen alle regulatorischen Anforderungen für Medizintechnik und chemische Stoffe erfüllen. Wir wählen möglichst nachhaltige Kunststoffe und achten darauf, dass die Materialien und unsere Geräte gut rezykliert werden können.

Ein wichtiger Punkt ist auch die langfristige Liefersicherheit für ein Material, weil Materialwechsel bei einem Medizinprodukt auf dem Markt sehr aufwändig und mit vielen Tests verbunden sind.

Wohin geht die Zukunft bei Kunststoffen?

Die meisten grossen Hersteller bieten bereits Kunststoffe aus alternativen Quellen wie Altöl und Biogas an. Aktuell wird auch viel in chemische Recyclinganlagen investiert, in denen teilweise Kunststoffgemische rezykliert werden können. In diesem Verfahren kann wieder Kunststoff mit Medizinalzulassung hergestellt werden, das wir wieder einsetzen könnten. Momentan sind diese Anlagen aber noch nicht sehr umweltfreundlich, weil für das chemische Recycling sehr viel Energie benötigt wird. Derzeit wird auch erforscht, wie CO2 direkt aus der Luft gewonnen werden kann, woraus sich dann wiederum Kunststoffe herstellen lassen.

Was ist deine Vision in Bezug auf die grossen Herausforderungen unserer Gesellschaft im Gesundheitswesen aus Nachhaltigkeitssicht?

Im Gesundheitsbereich fällt generell viel Abfall an, vor allem in Spitälern. Das sollte sich in Zukunft ändern, wobei ein gewisses Abfallvolumen aus Hygienegründen wohl unvermeidbar ist. Die Selbstinjektion zu Hause mit Ypsomed-Geräten kann aber dazu beitragen, den CO2-Fussabdruck einer Behandlung zu senken.

Gerade bei chronischen Beschwerden ist es sinnvoll die Injektionsgeräte für mehrere Injektionen zu nutzen und nur jene Teile auszutauschen und zu verbrennen, die kontaminiert werden. Durch wiederverwendbare Komponenten, die hygienisch unbedenklich sind, kann der Kunststoffverbrauch pro Injektion deutlich reduziert werden.

Dank unseren internen Ecodesign-Prozessen entwickeln wir uns in diese Richtung, und kommen unseren Netto-Null-Zielen einen wichtigen Schritt näher. Eine enge Zusammenarbeit mit allen Partnern entlang der Wertschöpfungskette ist unabdingbar, so wie wir es im Rahmen der Alliance-to-Zero tun, einem Branchenverein mit dem Ziel, in der Wertschöpfungskette hin zum Pharmaunternehmen alle Anbieter auf Netto-Null auszurichten. Aber auch die enge Abstimmung mit unseren Kunden und Lieferanten ist wichtig. Kreislaufwirtschaft zu fördern, ist für ein Unternehmen wie unseres im Bereich der Medizintechnik und Selbstmedikation eine grosse Herausforderung – doch wir nehmen sie mit grosser Motivation an.

Unsere Ecodesign Guideline.

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